Das haben die großen Parteien in Deutschland wunderbar hingekriegt: „Es ist ein Junge!“ Stolz präsentieren Angela Merkel und Sigmar Gabriel ihren neuen Stammhalter im Bundespräsidialamt. Die Parteien suchten mal wieder einen Bundespräsidenten für Deutschland, der vor allem sie ganz vortrefflich vertreten kann. Weil sie sich immer noch als Volksparteien wähnen, glauben sie fest daran, dass der von ihnen ausgesuchte Bundespräsident, naturgemäß einer fürs Volk ist. Der nicht nur die Parteien und ihre Politik nach außen vertritt, sondern der in ihrem Auftrag den Bürgern und Bürgerinnen die Parteienpolitik schmackhaft machen soll.
Unter den ca. 82 Mio deutschen Bundesbürgern sind auch ca. 41 Mio Frauen. Dies scheint aber in ihrem Begriff von „Volkspartei“ nicht vorzukommen. So wählen sie ja auch sonst ihre Kandidaten für politische Führungsämter und Mandate aus. Frauen gelten dabei immer noch maximal als schmückendes, willfähriges Beiwerk. Statt auf eine gerechte Teilhabe von ca. 41 Mio Frauen konzentriert sich Politik doch lieber auf die publikumswirksame, in Wirklichkeit aber folgenlose Berücksichtigung von Minderheiten.
Mit realen Zahlen Zukunftsvisionen für alle ca. 41 Mio Bürgerinnen und ca. 41 Mio Bürger in Deutschland, gleich welcher Herkunft, Religion und Weltanschauung, zu malen, fällt ihnen schwer. Viel zu eng ist der Blick auf den politischen Machterhalt gerichtet und viel zu konservierend auf eine längst überfällige, patriarchalische Gesellschaftsordnung, als dass es ihnen selbst überhaupt auffallen würde. Außerhalb von Politik leben wir in Deutschland im Jahr 2016. Der politische Zirkus steckt dagegen fest in den frühen sechziger Jahren, wo noch alles seine patriarchalische Ordnung und Religion noch ihren teils fatalen Einfluss auf die Gesellschaft hatte. Besonders auf das Leben der Frauen und Mädchen.
Die Parteien haben aber den grundgesetzlichen Auftrag, alle Menschen in Deutschland zu vertreten, dazu gehören eben auch ca 41 Mio Frauen. (www.fraupolitik.com: Nicht beklagen – für Parité #50:50 in den Parlamenten klagen!) Dass sie es auch 2016 nicht geschafft haben, eine Frau als Bundespräsidentin auszuwählen, zeigt wie schlecht es um die Gleichberechtigung in Deutschland immer noch steht. So, wie es Thomas de Maizière schon 2013 zur Diskussion um die Kompetenzen von Ursula von der Leyen als neue Verteidigungsministerin benannte. (www.fraupolitik.com: Herr Minister – von Natur aus qualifiziert.)
Außerhalb der Parteien wächst aber eine neue, junge Generation von Männern heran, die sich nicht über die patriarchalische Unterordnung von Frauen definieren und selbst ermächtigen wollen. Sie wollen zusammen mit Frauen an einer gemeinsamen gerechten Zukunft arbeiten. Und viele junge Frauen sind nicht mehr bereit, eine patriarchalische Gesellschaftsordnung als gottgegeben hinzunehmen. Sie wollen gemeinsam mit den Männern eine gleichberechtigte Welt gestalten und kämpfen mit ihnen dafür. In den Jugendorganisationen der etablierten Parteien sind diese jungen, zukunftsorientierten Menschen eher weniger zu finden. Denn die etablierten Parteien versuchen mit aller Macht eine Gesellschaftsordnung zu konservieren, die von der Realität schon längst überholt ist. Viele junge Frauen und Männer engagieren sich deshalb lieber außerhalb der Parteien. Sie fühlen sich in ihnen mit ihrer Zukunftsvision von einer gleichberechtigten, gerechten Welt für alle Menschen gleich welchen Geschlechts, Herkunft, Religion, Weltanschauung, sexuellen Orientierung nicht wahrgenommen und ernst genommen.
Zukunftsorientiert und politisch vernünftig ist das sicher nicht, ca. 41 Mio deutsche Bundesbürgerinnen wieder mal auszublenden, wenn es um politische Führungsämter und Mandate geht. Es gilt immer noch die alte patriarchalische Regel: Männer sind für politische Ämter von Natur aus qualifiziert. Dabei gibt es in Deutschland genügend kompetente, politisch erfahrene Frauen, die den Bundesbürgerinnen und -bürgern eine würdige Bundespräsidentin hätten sein können. Und die Begründung für die Wahl einer kompetenten Bundespräsidentin wäre so einfach: „Because it´s 2016!“ So, wie es Thorsten Denkler am 1.11.2016 in der Süddeutschen schrieb: „Diesmal muss es eine Bundespräsidentin werden!“
Und wie der kanadische Premierminister Justin Trudeau, angesprochen auf die konsequente paritätische Besetzung seines Kabinetts mit Frauen 2015 zur Begründung sagte: „Because it´s 2015“!
#Becauseits2016 #Bundespraesident