#SexuelleGewalt gegen Kinder und Jugendliche – Das größte Verbrechen der Nachkriegszeit!

Im Jahr 2023 stehen wir immer noch ganz am Anfang von Aufklärung, Verfolgung und Aufarbeitung des bis heute größten Nachkriegsverbrechen in Deutschland, in Europa und weltweit:

Das millionenfach verübte schwere Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche.

Es ist allein den Überlebenden zu verdanken, dass die Dimension dieser Verbrechen heute überhaupt erst ganz langsam in das Bewusstsein unserer Gesellschaften sickert.
Allein in Deutschland wurden und werden seit 1945 bis heute mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche Opfer dieses Verbrechen. Viele von ihnen mehrfach. Immer noch gibt es nur eine grobe Hochrechnung auf Basis der angezeigten Fälle. Die wahrscheinlich wesentlich höher liegende, genaue Zahl der Überlebenden wird wohl nie ganz zu ermitteln sein. Die Zahl der durch diese Verbrechen ermordeten oder sich aufgrund der erlebten Gewalt selbst tötenden Kinder und Jugendliche ist bis heute noch gar nicht erhoben.

Demgegenüber stehen seit 1945 bis heute mehr als zwei Millionen Täter: innen. Viele davon lebten und leben völlig unbehelligt mitten in unseren Gesellschaften. Deren Verbrechen werden in unserer Gesellschaft bis heute verharmlost, verschwiegen und vertuscht. Wir sprechen verharmlosend aus Tätersicht von “Missbrauch“ oder “Kinderpornografie“. Solange wir selbst nicht Opfer dieser brutalen Verbrechen geworden sind, geht uns das nichts an. Das geschieht immer anderswo, doch nicht in unserem schönen behaglichen Zuhause, in unserem Sportverein, an der Schule unserer Kinder, in unserer Pfarrgemeinde – oder? Diese ungeheuerlichen Verbrechen erzeugen die Angst vor der eigenen Verletzbarkeit. Die will niemand spüren.

Spätestens seit den achtziger Jahren sind alle Fakten zu den Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche öffentlich bekannt. Seit über 40 Jahren stiehlt sich eine ganze Gesellschaft und eine männerdominierte Politik aus ihrer Verantwortung. Zwar schwappt die Empörungswelle bei jedem neuen Fall in der deutschen Gesellschaft und Politik hoch. Besonders, wenn Frauen Mittäter: innen oder Täter: innen sind. https://fraupolitik.com/2017/06/27/deutschland-atmet-auf-schuld-an-sexueller-gewalt-gegen-kinder-haben-letztlich-die-muetter-childabuse/#more-778

Seit nunmehr fast vierzig Jahren wird mit zurt Schau gestellter grösster Betroffenheit der Kampf gegen diese Verbrechen beschworen. Doch die Kinder und Jugendlichen lässt man bsi heute allein. Die Erwachsenen in der deutschen Gesellschaft stellen sich nicht schützend vor ihre Kinder, sie tun nicht alles in ihrer Macht Stehende gegen diese Verbrechen. Den Kampf sollen die Kinder und Jugendlichen alleine führen. “Kinder stark machen,“ – damit Erwachsene nichts tun müssen – ist die heutige Devise.

Wirksame, politische und gesellschaftliche Veränderungen sind in Deutschland bis heute nicht spürbar.

Die Fakten.
Das Verbrechen sexuelle Gewalt ist nach Mord die tiefste, irreversible Verletzung der physischen, psychischen, mentalen Unversehrtheit eines Menschen. Jedes einzelne dieser Verbrechen ist ein Angriff auf den ganzen Menschen. Die Verbrechen sexuelle Gewalt werden gegen Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche verübt.

Männer sind die Haupttätergruppe der Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in ca. 80 Prozent der Fälle. Insgesamt sogar in 98 Prozent der Fälle von Verbrechen sexueller Gewalt. (Bernhard Bogerts „Woher kommt Gewalt?“, S. 241)
Bis heute gilt in Deutschland ein religiös geprägtes, patriarchalisches Welt- und Menschenbild. Männern wird ein Besitz- und Verfügungsrecht über Kinder und Frauen inklusive Gewalt und sexueller Gewalt zugestanden.

Familien und das familiennahe Umfeld, also im sozialen Nahraum, sind die Hauttatorte der Verbrechen sexuelle Gewalt in Deutschland.

Täterorganisation sind alle die Organisationen, religiöse Gemeinschaften, Kirchen, Vereine, Verbände, Berufskammern … und der Staat selbst, in denen Täter: innen in Ausübung ihres Berufes oder ihrer Funktion, Aufgabe, Ehrenamtes, Mitgliedschaft usw. das Verbrechen sexuelle Gewalt verüben. Die Verbrechen geschehen überall da, wo Täter: innen Zugriff auf und Zugang zu Kindern und Jugendliche haben und besonders, wenn diese in irgendeiner Form von Abhängigkeit zu den Täter: innen stehen. Wir erleben heute eine Fokussierung auf die katholische Kirche als Täterorganisation. Das lenkt ab von den Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Sport, in Bildung und Betreuung, in Kinder- und Jugendhilfe und auch in Medizin und Psychotherapie.
Fast alle Täterorganisationen reagieren bei Vorwurf Verbrechen sexuelle Gewalt gleich. Sie schützen sich selbst, die Mittäter: innen und die Täter. Sie wenden dazu Täterstrategien an, z.B. Täter-Opfer-Umkehr, Betroffene beschämen, Isolation, psychischen Druck, Schweigegelder, Schweigegebote. Die Verbrechen werden verharmlost, vertuscht, verschwiegen.
Der Staat hat allen Täterorganisationen mit dem Instrument der Verjährung die Möglichkeit dazu gegeben.

Die Verbrechen sexuelle Gewalt fördernden, stützenden Strukturen in Deutschland.
In Deutschland gilt bis heute ein religiös geprägtes, patriarchalisches Welt- und Menschenbild vom “starken, mächtigen“ Mann als Abbild des geglaubten, allmächtigen Vatergottes auf Erden. Der Mann hat demzufolge ein natürliches, gottgegebenes Besitz- und Verfügungsrecht über Welt, Kinder, Frauen und “schwächere, unterlegene“ Männer inklusive Gewalt und sexueller Gewalt.

Die männerdominierte Politik in Deutschland schaffte getreu diesem Welt- und Menschenbild seit 1949 eine männerzentrierte Gesetzgebung als Basis einer die Haupttätergruppe Männer schützenden Rechtsprechung. Davon zeugt unter anderem auch die juristische Umdeutung von Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder, Jugendliche, Frauen und auch Männern zum harmlosen Vergehen “Missbrauch“. Bewährungsstrafen unter drei Jahren, Freikauf durch Geständnisse – so ermöglicht der Rechtsstaat immer neue Verbrechen. Ebenso werden die, äußerlich nicht sichtbaren physischen, psychischen und mentalen Verletzungen und Folgen von Verbrechen sexuelle Gewalt entgegen aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht als Beweise anerkannt. Auch die, an der Haupttätergruppe Männer orientierten, sie schützenden Verfahren bei Polizei und in Justiz bei Verbrechen sexuelle Gewalt zeugen davon. Es erscheint einer männerdominierten Gesetzgebung und Rechtsprechung unmöglich, an Betroffenen von sexueller Gewalt orientierte, sie schützende Verfahren zu installieren. Den Tätern dieser Gewalttaten wird häufig mit Verständnis begegnet. Für sie gilt immer die Unschuldsvermutung, für die Überlebenden der Verbrechen grundsätzlich der Schuldvorwurf der Falschaussage.
Gewalt und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Frauen in Familie, vorrangig ausgehend von Männern, gelten bis heute als minderschwere Vergehen, „nur Familienstreitigkeit“.

Auch heute noch erleben Frauen, Kinder und Jugendliche eine allgemeine Verharmlosung der Verbrechen sexuelle Gewalt durch die Haupttätergruppe Männer in unserer Gesellschaft, in Politik und Justiz.

Das deutsche Deckmantelumfeld.
In Deutschland existiert ein gigantisches, blickdicht gewebtes Deckmantelumfeld (Vladimir Kadavy) der Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

Das Deckmantelumfeld wird überall dort in Deutschland sofort umtriebig tätig, wo Verbrechen sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche verübt wurden und werden. In Familie, familiennahem Umfeld, in allen Täterorganisationen, Politik, staatlichen Behörden und Einrichtungen, Polizei, Justiz sowie in Kinder-/Jugendhilfe webt das Umfeld einen blickdichten Mantel und legt ihn über die Verbrechen. Dies gilt auch für Hilfsorganisationen und besonders fatal für Kinderschutzorganisationen.
Der Deckmantel wird den Tätern zu deren Schutz vom Umfeld umgelegt. Und das nicht nur in den Familien und Täterorganisationen, sondern auch in den staatlichen Behörden und Einrichtungen, in Polizei und Justiz ist das Deckmantelumfeld zum Schutz der Täter in ihren eigenen Reihen umtriebig tätig. https://www.sueddeutsche.de/panorama/luegde-polizei-reul-1.4368270.

Mit Beteiligung des Deckmantelumfeldes durch Verharmlosen, Verschweigen, Vertuschen, psychischen und physischen Druck auf Betroffene, Täter-Opfer-Umkehr, Opfer-Beschämung und anderes werden die Überlebenden zum Verstummen gebracht. Der Wunsch des jeweiligen Deckmantelumfeldes: die Überlebenden sollen schweigen, aufgeben, Almosen annehmen, sich unter den Bedingungen der Täterorganisationen und des Staates einordnen, ihr Leben in den Griff kriegen, nicht laut sein, nicht kritisch sein, sich erneut übermächtigen lassen von der Dominanz anderer oder man wartet auf die „biologische“ Lösung.

Kaum jemand aus den jeweiligen Deckmantelumfeldern will den Überlebenden der Verbrechen sexuelle Gewalt das Recht geben.

Um die Deckmantelumfelder aufzubrechen, müssen endlich geschützte Räume geschaffen werden. Räume, in denen Überlebende über die Verbrechen, die in der Mitte des jeweiligen Deckmantelumfeldes verübt wurden und werden, informieren können und Täter: innen, Mittäter: innen identifizieren dürfen. Räume, in denen Überlebende ohne Anwesenheit der Täter: innen dem Deckmantelumfeld berichten können, in denen ihnen zugehört wird, sie beschuldigen dürfen und ihnen geglaubt wird. Räume, in denen Aufklärung, Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Rolle und Beteiligung des jeweiligen Deckmantelumfeldes bei Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche möglich werden.

Tatkontext Kinder- und Jugendhilfe nach 1945 bis in die späten siebziger Jahre.
Die Überlebenden der Verbrechen Gewalt und sexuelle Gewalt in staatlicher, kirchlicher und privater Kinder- und Jugendhilfe ab 1945 bis in die späten siebziger Jahre waren in diesen Einrichtungen unvorstellbar grausamen Taten von Gewalt und sexueller Gewalt ausgesetzt. Die Zahl der Überlebenden ist hochzurechnen anhand der Zahl der, in Kinder- und Jugendhilfe betreuten und untergebrachten Kinder und Jugendliche in dieser Zeit. Es sind ca. 800.000. Jedes dritte Kind und jeder dritte Jugendliche wurde Opfer von brutaler Gewalt und sexueller Gewalt in diesen Einrichtungen.
Die Zahl der, durch diese Verbrechen ermordeten oder aufgrund der erlebten Gewalt in den Selbstmord getriebenen Kinder und Jugendlichen wird in Deutschland nicht einmal ermittelt. https://www.dw.com/de/das-verdr%C3%A4ngte-leid/a-6323736

Den größten Zugriff auf Kinder und Jugendliche in der Kinder- und Jugendhilfe hatten damals über ihre Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungs-Einrichtungen die christlichen Kirchen, Ordensgemeinschaften und kirchlichen Gemeinden. Der deutsche Staat kam seiner Fürsorgepflicht in dieser Zeit nicht nach. Im Gegenteil, Mitarbeiter: innen des Staates waren selbst beteiligt an den Verbrechen gegen die, den Tätern schutzlos ausgelieferten Kindern und Jugendlichen. Für sie gab es kein Entkommen, keine Hilfe und kein Schutz. https://www.domradio.de/artikel/ettal-muenchen-oberammergau-sz-berichtet-ueber-verdacht-eines-missbrauchs-netzwerks

Bis heute fehlt eine unabhängige, bundesländerübergreifende Untersuchung des Gesamt-Komplexes “Gewalt und sexuelle Gewalt in Kinder- und Jugendhilfe seit 1945 in Deutschland“. Dies gilt auch für die unvorstellbaren Leiden von Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen der ehemaligen DDR. Ebenso fehlen eine unabhängige Aufklärung, Verfolgung und Aufarbeitung der Verbrechen sowie rechtsstaatliche Ermittlungen und Identifizierungen der Täter: innen, der Täter- und Mittäterschaft von Mitarbeiter: innen und Verantwortlichen des Staates.
Bis heute gibt es keine angemessenen Entschädigungen und keine gleichberechtigte, partnerschaftliche Beteiligung der Überlebenden als Expert:innen dieser Verbrechen.
Der deutsche Staat entzieht sich der Verantwortung für diese brutalen Gewaltverbrechen an Kindern und Jugendlichen. Alle Täterorganisationen inklusive des Staates warten auf die biologische Lösung des “Aussterbens“ und/ oder auf das Aufgeben der, im Kampf um das Recht zermürbtem Überlebenden. https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/bayern/oberbayern-sexualisierte-gewalt-in-kinderheimen-e492750/?reduced=true

Das Recht der Überlebenden!
Es ist das Recht der Überlebenden, dass eine Gesellschaft und Politik alles in ihrer Macht Stehende tun im Kampf gegen das Verbrechen sexuelle Gewalt.

Die wichtigsten Veränderungen, die nur die Politik herbeiführen kann:

  • Übernahme Aufklärung/Verfolgung/Aufarbeitung aller Verbrechen sexuelle Gewalt durch den Rechtsstaat statt in Selbstverwaltung der Täterorganisationen
  • Schaffung Betroffenen orientierter Verfahren bei Polizei und in Justiz
  • Anerkennung der Verletzungen und Folgen der Verbrechen sexuelle Gewalt als Beweise auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse
  • Kein Freikauf der Täter durch Geständnisse
  • Wesentlich höhere Strafmaße für Verbrechen sexuelle Gewalt
  • Lebenslange Berufsverbote für Täter: innen in Berufen mit Menschen in irgendeiner Abhängigkeit zu ihnen
  • Anpassung des Entschädigungsrechtes an die realen physischen, psychischen und mentalen Verletzungen

Was kann die Gesellschaft tun, in deren Mitte die Verbrechen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche tagtäglich verübt werden?
Zum Beispiel den Überlebenden, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zuhören, sie ernst nehmen, ihnen glauben, Sicherheit geben, als gleichberechtigte Partner: innen auf Augenhöhe begegnen, sie niemals erneut Übermächtigen! Dringend notwendend ist eine Sensibilisierung des Täter: innen-Umfeldes, der Täterorganisationen, Behörden, Hilfseinrichtungen für Täter: innen-Strategien, Täter: innen-Profile, die Verbrechen fördernden und stützenden Strukturen und Einstellungen. Dafür sind die Überlebenden Expert: innen.
Die ganze Gesellschaft ist gefordert, die Verbrechen fördernden, stützenden strukturellen Bedingungen in Gesellschaft, Staat und in Täterorganisationen aktiv zu bekämpfen. Es reicht nicht, Kinder und Jugendliche stark zu machen. Kinder und Jugendliche lernen vor allem am Vorbild der Erwachsenen, ob Gleichberechtigung, Partnerschaft und Toleranz oder Gewalt, Dominanz und Intoleranz. Erwachsene müssen in Deutschland endlich aktiv den Kampf gegen das massenhafte Verbrechen sexuelle Gewalt aufnehmen. Dafür brauchen wir unter anderem dringend die Entwertung des in Deutschland immer noch geltenden religiös geprägten, patriarchalischen Welt- und Menschenbildes des 19. Jahrhunderts.

Die ganze Gesellschaft, Politik und Justiz, Täterorganisationen und das jeweilige Deckmantelumfeld müssen sich eindeutig auf die Seite der Überlebenden der Verbrechen sexuelle Gewalt stellen!

Es ist das Recht der Überlebenden!

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