„Wir müssen reden!“ – jetzt sofort, darüber, wie wir in Zukunft leben wollen. Wir, d.h. Frauen und Männer, gemeinsam und nicht nur im Privaten, nein öffentlich miteinander reden. Das haben sich der Business und Professional Women (BPW) Germany e.V. und der Bundesforum Männer e.V. gesagt und veranstalten gemeinsam die Tagung “XXY ungelöst. Zukunft 2060 – Aussichten für Männer und Frauen.“ #XXY2060.
Das war schon lange überfällig.
Wir müssen reden! – Und das nicht bei einer der endlosen Konferenzen, Tagungen, Wirtschaftsgipfeln, politischen Diskussionsforen usw., bei denen Männer fast ganz unter sich sind, aber über die Zukunft von Männern und Frauen reden. Auch nicht bei den immer wieder neu aufgelegten Konferenzen, Tagungen, Diskussionsveranstaltungen und Foren bei denen Frauen fast ganz unter sich, die Gleichberechtigungsthemen zum x-ten Male erörtern, sich gegenseitig die allseits bekannten Missstände aufzeigen und beklagen. Wir müssen miteinander reden! Über die fehlende, gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im politischen Geschehen. Nicht weil sie nicht teilhaben wollten, sondern weil viele männerdominierten Entscheidungsgremien in Parteien sich immer wieder ihre Männerdominanz neu herstellen und sich nicht auf ein gleichberechtigtes partnerschaftliches Miteinander einlassen wollen. Wir brauchen dringend 50:50 Strategien in der Politik, damit unsere politische und gesellschaftliche Zukunft nicht von einem Geschlecht allein mehrheitlich bestimmt wird. Wir brauchen 50:50 Wahllisten und 50% weibliche Kandidatinnen für politische Führungsämter. Frauen sind in unserer Gesellschaft keine Minderheit, genauso wenig wie Männer eine Mehrheit sind.
Männer müssen mit Frauen reden und Frauen mit Männern, über eine gerechte Arbeitsteilung bei Kinderbetreuung und -erziehung, bei der Pflege von Angehörigen und bei der Erwerbsarbeit außerhalb des Hauses. Auch über die Bewertung und Bezahlung von Arbeit, über das, was Frauen und Männer können, wollen und was von ihnen erwartet wird, müssen Frauen und Männer gemeinsam reden.
Über eine angemessene und gerechte Beteiligung der hochqualifizierten, bestens ausgebildeten Frauengeneration in der Wirtschaft; über die Gründe, warum die jungen, gut ausgebildeten Frauen immer wieder neu in Familienarbeit, Minijob und Teilzeitfalle versickern; über die Gründe, warum in unserer Gesellschaft die Bildungsverlierer mehrheitlich Jungen sind?
Wir müssen unbedingt über Armut in der Welt und auch in Deutschland reden, die vorwiegend ein weibliches Gesicht hat, erst recht die Altersarmut. Über Lohnungleichheit, fehlende gerechte Anerkennung von Kindererziehungszeiten für Frauen und Männer, über mangelnde Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere für Frauen und Männer, über die Frage einer familiengerechten Arbeitszeitgestaltung für beide Geschlechter. Gemeinsam darüber reden, gemeinsam Strategien entwickeln, gemeinsam Veränderungen einfordern. wird Veränderung bewirken. Männer dürfen dies den Frauen nicht allein überlassen, sie müssen mitreden und mit den Frauen reden, wenn es um diese Fragen geht.
Männer und Frauen müssen miteinander reden, über die Erziehung und Betreuung in unseren Bildungseinrichtungen, die Mädchen und Jungen ganz früh determiniert. Reden müssen wir auch über das Bildungspersonal, das zurzeit fast ausschließlich weiblich ist. Damit müssen wir aber auch reden über unser Bild von Familie, unsere Vorstellungen von „guter“ Mutter und „guter“ Vater, über unsere durch Erziehung geprägten Vorstellungen von „männlich“ und „weiblich“, über wissenschaftlich nicht haltbare Zuschreibungen an das jeweilige Geschlecht, die schon in frühester Kindheit wirken.
Und auch über die ständig neue Verbreitung von Rollenklischees und Sexismus in Medien, Werbung und öffentlich bewirtschaftetem Raum, die tief in unsere Gesellschaft wirken und gegen die Gleichberechtigung arbeiten. Was sagt das über den Bewusstseinsstand einer Gesellschaft zum Thema Diskriminierung und Gleichberechtigung in Deutschland aus, wenn ein Bürgermeister staatliche Gelder ausgibt, um Frauen zu diskriminieren, ohne angezeigt und bestraft zu werden? Oder wenn ein Kai Diekmann, als Chefredakteur der BILD-Zeitung verantwortlich für täglich millionenfach verbreiteten, Frauen verachtenden und diskriminierenden Sexismus, bei der Kampagne #HeforShe von UN Women Germany und dem BMFSFJ öffentlich für sich und BILD Werbung machen darf? Frauen und Männer müssen unbedingt darüber reden, dass es nicht reicht, ein Schild mit einem Statement hoch zuhalten, sondern, dass wir echte Überzeugung brauchen, die in ein Handeln für Gleichberechtigung und gegen jede Diskriminierung mündet. Das aber ist nichts für Feiglinge!
Wir müssen auch reden mit den Menschen, die bei uns leben und die zu uns kommen, die die Unterordnung der Frau unter den Mann religiös begründen. Wir müssen mit ihnen darüber reden, dass die Achtung der Würde, Freiheit, Gleichheit und Einzigartigkeit eines jeden einzelnen Menschen unabhängig vom Geschlecht vor jeder religiösen und weltanschaulichen Überzeugung steht und dies nicht verhandelbar ist. Nur wer dies akzeptiert und ins Leben integriert, wird mit dem jeweiligen anderen Geschlecht über die gemeinsame Zukunft reden können und wollen.
Männer und Frauen müssen miteinander reden, darüber, wie wir in Zukunft in unserer Gesellschaft gemeinsam leben wollen. Denn wenn wir dies nicht tun, werden wir keinen Schritt weiterkommen in der Entwicklung einer freien, gerechten, gleichberechtigten, Gesellschaft ohne Diskriminierung. Die Tagung #XXY 2060 ist ein erster, lang erwarteter Schritt! Zu hoffen ist, dass es danach keine reinen Frauen- und Männerkonferenzen, Tagungen, Foren usw. mehr gibt! Vielleicht ändert sich ja auch schon etwas, wenn jede/jeder, die/der als Referentin/Referent zu einem Event geladen wird, nur zusagt, wenn eine Parität bei den Podien, Foren, Diskussionsrunden usw. garantiert ist. Dann müssen Frauen und Männer miteinander reden!
Miteinander reden wäre schön. Dann muss man aber auch kritisches sagen dürfen. Viele Feministinnen scheinen da aber eher ein tabu zu sehen. In der allydiskussion heißt es ja auch gerne, dass Männer schlicht nichts zu sagen haben, sondern zuhören und lernen sollten
Kritisches darf der Mensch immer sagen, wenn es begründet ist, rational nachvollziehbar und Menschen nicht unreflektiert diffamiert und persönlich angreift.
Finde ich eine gute Einstellung, gerade den zweiten teil.