„Frauengipfel“ oder „Wirtschaftsgipfel“? – Führungsfrauen bei der Bundeskanzlerin

Am Mittwoch kommen bei Angela Merkel auf ihre Einladung hin 100 Frauen aus der deutschen Wirtschaft zum sogenannten „Frauengipfel“ zusammen. Sie reden zum wiederholten Male darüber, dass Frauen in der deutschen Wirtschaft unterrepräsentiert sind, über die Frauenquote und was zu tun ist. Das ist sicher ein gutes Anliegen, angesichts der Zahlen über die Teilhabe von Frauen in der deutschen Wirtschaft. Da ist der Satz „Deutschland einig Chauviland“, den Angela Hornberg in ihrem Brief an die Bundeskanzlerin unter dem Titel „Es muss ein Rock durch Deutschland gehen!“ im Forum der Süddeutschen Zeitung gestern schrieb, verständlich. Aber wie kann „der Rock durch Deutschland gehen“? Ist eine Abwrackprämie für Alt-Machos, wie Angela Hornberg schreibt, wirklich der richtige Weg?

Warum lädt unsere Bundeskanzlerin nur 100 führende Frauen aus der Wirtschaft ein und nicht die 100 führenden Männer der deutschen Wirtschaft? Warum wird ihr Treffen mit den führenden Wirtschaftsfrauen „Frauen-Gipfel“ statt „Wirtschaftsgipfel“ genannt? Geht es denn nicht um die Zukunft der deutschen Wirtschaft?

Warum lässt die Bundeskanzlerin die 100 führenden Frauen und Männer  der deutschen Wirtschaft nicht gemeinsam eine Lösung für die Probleme erarbeiten? Das würde sicher das „Schneckentempo“, in dem sich die gleichberechtigte, partnerschaftliche  Beteiligung von Männern und Frauen in der Wirtschaft bewegt, erheblich beschleunigen. Wenn die Kanzlerin ruft, kommen sie doch sonst auch sehr bereitwillig, besonders die sog. „alten weißen Männer“ aus der Wirtschaft. Außer vielleicht Gerhard Schröder, aber das hat sicher andere Gründe. Die 100 führenden Frauen der deutschen Wirtschaft würden sich sicher über die Chance zu einer ergebnisorientierten Auseinandersetzung und Diskussion mit den 100 Führungsmännern der deutschen Wirtschaft zu dem Thema freuen!

Ließe sich der Prozess der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männer in unserem Land nicht überall erheblich beschleunigen, wenn alle Ressourcen darauf ausgerichtet würden, in der gleichberechtigten Auseinandersetzung miteinander gemeinsam die beste Lösung zu finden, statt in reinen Frauen- und Männerzirkeln stecken zu bleiben?

„Wir brauchen eine „Agenda 50:50″“ fordert Angela Hornberg in ihrem Brief an Angela Merkel und die muss Chefsache werden. Stimmt, wir brauchen diese „Agenda 50:50“! Wir brauchen sie zuallererst und als „Top-down-Strategie“ für jedes Zusammentreffen der Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu jedem Thema.

Und dringend brauchen wir auch ein Ende der Geschlechterzuweisung für politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen. So wenig die gleichberechtigte Teilhabe der Hälfte der Bevölkerung in der deutschen Wirtschaft ein Frauenthema ist, sowenig ist die Zukunft der deutschen Wirtschaft ein Männerthema, wie es uns die Zeitung „Die Zeit“ bei ihrem diesjährigen „Deutschen Wirtschaftsforum 2014“ über ihre Referentenliste einreden will.

 

 

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